Das betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) ist ein wichtiger Prozess für Arbeitnehmer, die nach einer längeren Krankheit wieder in den Berufsalltag einsteigen möchten. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie sich als Arbeitnehmer auf ein BEM-Gespräch vorbereiten können, welche Rechte und Pflichten Sie haben und wie Sie das Gespräch zu Ihrem Vorteil nutzen können.
Was ist ein BEM-Gespräch?
Ein BEM-Gespräch ist Teil des betrieblichen Eingliederungsmanagements, das gesetzlich vorgeschrieben ist, wenn ein Mitarbeiter länger als sechs Wochen krankheitsbedingt ausfällt. Ziel des Gesprächs ist es, gemeinsam mit dem Arbeitgeber Maßnahmen zu erarbeiten, die eine Wiedereingliederung in den Arbeitsalltag erleichtern.
Vorbereitung auf das BEM-Gespräch
Eine effektive Vorbereitung auf das BEM-Gespräch ist entscheidend für dessen Erfolg. Arbeitnehmer sollten sich über ihre Rechte und Pflichten im Klaren sein und sich strategisch auf die Gesprächsführung vorbereiten. Dazu gehört, sich über mögliche Inhalte des Gesprächs zu informieren, eigene Vorschläge für die Wiedereingliederung zu entwickeln und sich auf mögliche Fragen des Arbeitgebers vorzubereiten. Es ist auch hilfreich, sich über die eigene Krankheitsgeschichte und deren Auswirkungen auf die Arbeit bewusst zu sein, um diese im Gespräch sachlich darlegen zu können.
Dos and Don’ts im BEM-Gespräch
In einem BEM-Gespräch gibt es bestimmte Verhaltensweisen, die förderlich sind, und solche, die vermieden werden sollten. Zu den Dos gehören das offene Sprechen über Bedenken und Wünsche, das Machen konkreter Vorschläge für die Wiedereingliederung und das Praktizieren von aktivem Zuhören. Zu den Don’ts zählen das vorschnelle Preisgeben persönlicher Informationen, das Gehen ins Gespräch ohne Vorbereitung und das Reagieren in einer defensiven oder aggressiven Art und Weise. Diese Dos and Don’ts helfen Arbeitnehmern, das Gespräch konstruktiv und zielführend zu gestalten.
Dos:
- Offen über Bedenken und Wünsche sprechen: Seien Sie ehrlich über Ihre Bedürfnisse und Erwartungen.
- Konkrete Vorschläge machen: Bringen Sie eigene Ideen für Ihre Wiedereingliederung ein.
- Aktives Zuhören praktizieren: Zeigen Sie Interesse an den Vorschlägen des Arbeitgebers und stellen Sie klärende Fragen.
- Vorbereitet sein: Informieren Sie sich im Vorfeld über Ihre Rechte und mögliche Unterstützungsangebote.
- Positiv und lösungsorientiert bleiben: Fokussieren Sie sich auf konstruktive Lösungen statt auf Probleme.
Don’ts:
- Persönliche Informationen vorschnell preisgeben: Teilen Sie nur relevante Informationen, die für das BEM-Gespräch notwendig sind.
- Ohne Vorbereitung ins Gespräch gehen: Eine mangelnde Vorbereitung kann zu ungünstigen Ergebnissen führen.
- Defensiv oder aggressiv reagieren: Vermeiden Sie emotionale Reaktionen, die das Gespräch negativ beeinflussen könnten.
- Nur auf Probleme fokussieren: Vermeiden Sie eine negative Grundhaltung, die konstruktive Lösungen erschwert.
- Rechte und Möglichkeiten nicht kennen: Unwissenheit über eigene Rechte kann zu Nachteilen führen.
Rechtliche Aspekte des BEM-Gesprächs
Das Verständnis der rechtlichen Rahmenbedingungen ist für Arbeitnehmer im BEM-Gespräch von großer Bedeutung. Eine Kanzlei für Arbeitsrecht kann hierbei eine entscheidende Rolle spielen, indem sie Arbeitnehmern hilft, ihre Rechte und Pflichten zu verstehen. Sie klärt über die gesetzlichen Regelungen auf, insbesondere über die Bedeutung des §167 SGB IX, der das betriebliche Eingliederungsmanagement regelt. Die Konsultation einer Kanzlei für Arbeitsrecht kann besonders dann sinnvoll sein, wenn Unklarheiten über die eigenen Rechte bestehen oder wenn der Verdacht auf eine nicht gesetzeskonforme Handhabung des BEM-Prozesses durch den Arbeitgeber vorliegt.
Psychologische Aspekte im BEM-Gespräch
Neben den rechtlichen Aspekten sind auch die psychologischen Faktoren im BEM-Gespräch nicht zu unterschätzen. Ein empathischer und respektvoller Umgang kann eine vertrauensvolle Atmosphäre schaffen und dazu beitragen, dass beide Seiten offen und konstruktiv kommunizieren. Für Arbeitnehmer ist es wichtig, sich auf die psychologischen Herausforderungen des Gesprächs vorzubereiten, indem sie Strategien zur Stressbewältigung erlernen und sich auf eine offene, aber selbstbewusste Kommunikation einstellen. Ein verständnisvoller Umgang mit der eigenen Situation und die Fähigkeit, eigene Bedürfnisse klar zu artikulieren, sind hierbei Schlüsselelemente.
Langfristige Perspektiven nach dem BEM-Gespräch
Das BEM-Gespräch sollte nicht als isoliertes Ereignis, sondern als Teil eines kontinuierlichen Prozesses betrachtet werden. Für Arbeitnehmer ist es wichtig, nicht nur kurzfristige Lösungen zu besprechen, sondern auch langfristige Perspektiven und Ziele zu entwickeln. Dies kann die Erstellung eines Nachsorgeplans beinhalten, der Schritte für die kommenden Monate festlegt, sowie regelmäßige Check-ins mit dem Arbeitgeber, um den Fortschritt zu bewerten und bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen. Eine fortlaufende und offene Kommunikation mit dem Arbeitgeber ist entscheidend, um eine erfolgreiche Wiedereingliederung in den Arbeitsalltag zu gewährleisten.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zum BEM-Gespräch
Muss ich als Arbeitnehmer einem BEM-Gespräch zustimmen?
Nein, die Teilnahme ist freiwillig, aber es kann sinnvoll sein, um Ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Was passiert, wenn ich das BEM-Gespräch ablehne?
Eine Ablehnung kann Auswirkungen auf zukünftige arbeitsrechtliche Entscheidungen haben.
Kann ich eine Vertrauensperson zum Gespräch mitbringen?
Ja, Sie haben das Recht, eine Vertrauensperson hinzuzuziehen.
Werden die im BEM-Gespräch geteilten Informationen vertraulich behandelt?
Ja, alle Informationen unterliegen der Verschwiegenheitspflicht.
Fazit
Das BEM-Gespräch bietet eine wichtige Gelegenheit für Arbeitnehmer, nach einer Krankheit wieder erfolgreich in den Berufsalltag einzusteigen. Mit der richtigen Vorbereitung und einem klaren Verständnis Ihrer Rechte können Sie das Gespräch zu Ihrem Vorteil nutzen.